"Krankengeschichte"

Am 17. und 20.2.2008 bekamen meine 2 eigenen Nachzuchtweibchen von P. motoro im Kellerbecken (10.000 L) erstmals Nachzuchten. Diese Babys habe ich so wie immer in das Wohnzimmerbecken (gut 2.000 L) gegeben, in dem sich mehrere kleine  Leos (bis 20 cm) befanden. Nach ein paar Tagen war eine der Motoro-NZ tot. Das war bei inzwischen über 100 Jungen noch nie der Fall. Ich habe daher die Motoro-NZ wieder heraus gefangen und in ein kleines Becken gegeben. Ich dachte ich kann sie da besser bezüglich Fressverhalten beobachten.

 

Am 25.2. schwamm im Wohnzimmerbecken der größere Leo (20 cm) sehr viel im freien Wasser herum, was er sonst nicht getan hat. Da ich schon seit einiger Zeit vor hatte dieses Tier ins große Becken zu geben, dachte ich dass es nun wirklich an der Zeit ist, dass er mehr Platz bekommt.

Ich setzte das Tier daher in das Kellerbecken um.

Im Nachhinein betrachtet hätte ich eigentlich schon erkennen können, dass er leichte "runnig spots" hatte.

 

Das Männchen beim Umsetzen vom Wohnzimmerbecken in das Kellerbecken.

Bei genauerer Betrachtung hätte ich die "running spots" am Scheibenrand eigentlich schon sehen müssen.

 

Im großen Becken benahm sich dieser Leo eher komisch. Er machte am Boden Bewegungen wie beim Fressen, jedoch sehr schnell, eher so wie hyperaktiv.

Am nächsten Tag lag er nur mehr apathisch im Becken. Ich  gab ihn heraus in ein kleines Becken und musste feststellen, dass sich am Bauch bereits die Haut ablöste.

 Ich machte Salzzugabe (2g/L) und Temperaturerhöhung. Er atmete trotz sehr starker Belüftung sehr schnell.

Bei verschiedenen Telefonaten kam der Hinweis, dass es sich nur um eine bakterielle Infektion handeln könnte. Daher wegen der Bakterien und wegen dem Sauerstoff die Temperatur nicht so hoch.

Ich erhöhte die Salzzugabe auf 2,5 g/L und senkte die Temperatur.

Der Leo-Mann begann hinten die Flossen aufzudrehen (death curl?)

 

Inzwischen sehe ich bei den Motoro-NZ lange Kotfäden aus der Kloake heraushängen. Anfangs braun-grün, später eher weißlich (vermutlich war da der Kot bereits ausgewaschen). Die Tier fallen beim Kopf ein, obwohl der Bauch eher voll und fest wirkt. Die NZ verenden nach und nach in den nächsten Tagen.

Die bis zu 10 cm langen Fäden bleiben bis zum Tod heraus hängen. Es könnte sich bei diesen Fäden auch um Darmfetzen gehandelt haben.

 

Am Abend dieses Tages sehe ich im Wohnzimmerbecken bei den Leos dass sie ruhiger werden, fast nicht bzw nicht fressen sowie beginnende "running spots" am Scheibenrand.

Becken aufsalzen und hoffen. Auf den Tieren fällt mir Schleim auf. Nach ein paar Tagen hat sich die Lage beruhigt und die Tiere fressen wieder normal. Die "runnung spots" sind noch immer erkennbar, werden aber weniger.

Wider erwarten hat sich auch der Leo Bock wieder erholt und wurde wieder in das Wohnzimmerbecken übersiedelt.

 

Ca 5 Tage nach dem Vorfall mit diesem Bock kam es dann im Kellerbecken. Die Tiere wurden ruhiger und stellten das Fressen ein. Bei den Leos sichtbare "running spots".

Kein Problem. Aufsalzen und es passt - dachte ich zumindest.

Am 8.3. lag das schönere Sao Felix Weibchen (22cm) tot in der Höhle. Am nächsten Tag ein zweites Tier.

Ich habe begonnen die schwächeren Tiere in Quarantänebecken zu geben. Bei manchen Tieren sieht man am Kopf vorne eine kreisrunde Eindellung. Sie schauen ausgezehrt aus. Der Bauch ist jedoch voll und fest. Nach ein paar Stunden im Quarantänebecken kommt mir vor, dass diese Eindellung besser geworden ist.

 

 

Sichtbare "Eindellung" am Kopf.

 

 

Am nächsten Tag wieder ein Ausfall. Zahlreiche Telefonate mit bekannten Rochenpflegern, Importeuren, Tierärzten und der vet. Universität Wien.

Offenbar liegt eindeutig eine bakterielle Infektion vor. Behandlung mit Baytril (hatte ich zu Hause).

Grüner Kot und Fäden waren sichtbar.

Über Anraten eines Tierarztes wurde eine Kotprobe zwecks Untersuchung zu einem Tierarzt und in weiterer Folger in ein Labor gebracht.

Die Ergebnisse lassen natürlich auf sich warten, während die Tiere sterben.

Ich besorgte weitere Quarantänebecken.

Zwei mit Baytril behandelte Tiere verenden.

Behandlung eines Tieres mit Neomycinsulfat. 2 Tage später war auch dieses Tier verendet.

 

Zwischenergebnis der Kotuntersuchung im Labor - mäßiger Befall von Geiseltierchen (vermutlich Chilodonella).

Telefonat mit Uni - Ergebnis kann nicht stimmen, da es diese Tierchen im Kot nicht gibt.

Ich überbringe verendete Tiere zwecks Untersuchung zur Uni.

 

Das bakterielle Ergebnis der Kotuntersuchung (Tierarzt) kommt.  Coli-Bakterien, diese haben im Aquarium wohl nichts zu suchen. Wieder Telefonat mit Uni. Die tun den Tieren nichts. Sind ohnehin in den Gewässern.

Google "sagt", dass Coli-Bakterien zur natürliche Darmflora bei Mensch und Tier gehören.

Ergebnis der Kotuntersuchtung beim Tierarzt daher: 66,-- Euro an Kosten, ansonsten aber eher umsonst.

 

16.8. das größere Weibchen schwimmt im Quarantänebecken schon umher. Endlich Besserung. Als ich in der Nacht von der Arbeit nach Hause komme, liegt es verkehrt im Becken. Hinten leicht aufgedreht und schon "steif". In der Früh atmet sie noch. Als ich in die Arbeit fahre ein letzter Blick - tot.

Ein paar Minuten zuvor hat sie noch geatmet. Ich nehme sie heraus, gebe sie in einen Plastiksack und hole den Fotoapparat. Nach dieser ganz kurzen Zeit sehe ich dass der Bauch total rot (Blut) ist. Dieses dürfte aus den Kiemen gekommen sein.

 

Die restlichen Tiere im Kellerbecken und in den Quarantänebecken erholen sich nach einigen Tagen.

 

Bei der Untersuchung an der  Uni wurden eine starke Verschleimung sowie eitriger Schleim im Darm festgestellt. Also nichts Konkretes.

Die Kosten lagen bei 28,50 Euro.

Allerdings wurde mir dort bereits vor der Untersuchtung der Tiere mitgeteilt, dass es dort kaum Erfahrung mit Süßwasserrochen geben würde.

 

Insgesamt habe ich in wenigen Tagen  2.6 Leos und 9 Motoro-NZ verloren, wobei es sich bei den Leos um 2.5 "Halbblut" und 0.1 "reinrassiges" Tier gehandelt hat.

 

 

Ein Pärchen "Halbblut", dass ich selber aufgeschnitten habe.

 

2 Leos und einen Motoro habe ich aufgeschnitten. Die Leos hatten eine weiß-graue Leber. Die beim motoro war rötlich.

Dieser Fisch war allerdings ganz frisch als ich ihn aufschnitt.

 

 

 

13.03.2008

Ergebnis

 

Das Ergebnis der Uni war dann nur die starke Verschleimung und der eitrige Schleim im Darm.

Die Ursache dafür konnte mir nicht gesagt werden. Ich hatte also nichts Konkretes.

Irgendwie habe ich die Vermutung, dass das Ganze von meinen NZ-Motoros ausgegangen ist.

Ich habe schon öfters gehört, dass ein ganzer Wurf von Perlen oder Leos ohne erkennbaren Grund gestorben ist.

Möglicherweise haben die Tiere etwas in sich, das fallweise ausbricht und dann noch andere Tiere ansteckt.

 Vielleicht waren dann die Haltungsbedingungen im großen Becken nicht ganz so gut (Überfütterung?) wie im Aufzuchtbecken, weshalb da dann Tiere verendet sind.

Da ich das Problem in beiden Becken hatte und ich das eine Tier übersiedelt habe, gehe ich davon aus, dass es sich um eine bakterielle Infektion gehandelt hat. Dies passt auch zum Zeitraum Ansteckung - Ausbruch der Krankheit. Dass bei beiden Becken gleichzeitig ein Filterproblem auftaucht, schließe ich aus. 

Ebenso finde ich es unwahrscheinlich, dass 8 größere Tiere fast gleichzeitig an Fettleber sterben.

Dass diese Tiere wegen der Fettleber nicht so widerstadsfähig waren und die Krankeit deshalb nicht so weggesteckt haben ist möglich.

Warum haben die großen motoros und ein mittelgroßer helei überlebt und es sind nur Leos gestorben?

Das Motoromännchen stellte auch in dieser Zeit dem Weibchen nach und es kam mehrmals zu Paarungsversuchen.

Mein Becken war mit Sicherheit überfüllt. Das wird wohl bei fast allen Haltern der Fall sein. Auch futtermäßig geht es den Tieren im Vergleich zur Natur zu gut.

Laut Information eines Bekannten von einem öffentlichen Haus scheint bei verendeten Tieren die zur Untersuchung gebracht werden als Todesursache fast immer auch die Fettleber auf. Dieses Haus hat im letzten Jahr ein Tigerrochenmännchen von einem Freud bekommen. Der hat ihn als ganz kleinen WF bekommen. Er war ein sehr schlechter fresser, weshalb von Überfütterung mit Sicherheit nicht die Rede sein kann. Als er nach einiger Zeit eingegangen ist, war auch bei diesem Tier die Diagnose eine Fettleber.

Von anderen Rochenhaltern habe ich gehört, dass Institute mit einem verendeten Tier nicht wirklich etwas anfangen können. Man müsste einen erkrankten, jedoch noch lebenden Fisch bringen. Dieser kann dann (nach dem Töten) ganz frisch untersucht werden.

 

Später habe ich mir gedacht, dass ich die Motoro-NZ diesmal sehr früh nach der Geburt (wenige Stunden) umgesezt habe, was bei früheren Geburten nicht der Fall war.

Ob das der Auslöser war, Geburtsstress und kurz darauf der Stress vom Umsetzen, kann ich allerdings nicht sagen.

 

Ich habe auch gesehen, dass bei größeren Becken eine eventuell notwendige Behandlung mit Medikamenten äußerst schwierig ist.

Man braucht Unmengen vom Medikament.

Sollte dann nach der Behandlung ein großer Wasserwechsel notwendig sein, geht auch der nicht so rasch. Es dauert einfach einige Zeit  bis 8-10.000L temperiertes Wasser aus der Leitung kommen.

 

Ich wünsche dass solche Erfahrungen mir und anderen Rochenhaltern künftig erspart bleiben.

Mangels ausreichender Aufzuchtbecken kamen die Schwarzen, die noch nicht so stark angeschlagen waren, in die Badewanne.

Diese Tiere haben überlebt.